1. Salzburg - Stöhrhaus

Zwei Tage vor der Abreise erreichte uns eine Email von der ersten Hütte, die wir als Alternative zur Toni Lenz Hütte ausgesucht hatten. Das Zeppezauerhaus schrieb, dass sie aufgrund technischer Gebrechen keine Übernachtungsgäste mehr im Mai empfangen könnten. Alternativen seien die Toni Lenz Hütte (von der sie offenbar selbst nicht wussten, dass diese gar keine Gäste mehr aufnehmen) und das Stöhrhaus. Das Problem bei letzterem war jedoch, das dies unsere Tour am ersten Tag von 16 auf 23km verlängern würde und uns war von vornherein klar, dass das dann wohl auch mit Abstand der Härtetest für uns sein würde.

Da uns wegen nachfolgenden Reservierungen aber keine andere Wahl blieb, kündigten wir uns bei den Wirtsleuten im Stöhrhaus an.

Am Samstag Morgen um 7 Uhr stiegen wir dann in Rendsburg gestriegelt in den Regionalexpress nach Hamburg. Die fehlende Sitzplatzreservierung brachte die Sorge in unsere Köpfe, dass wir bis München stehen müssen, welche sich aber letztlich als unnötig herausstellte. Mit bis zu 250km/h fuhren wir gen Süden, wenn auch gleich von dem Tempo nichts zu merken war. Beinfreiheit wie man sie im Flieger höchstens in der Businessclass hat und sogar saubere Toiletten in die man nicht vorwärts rein und rückwärts wieder raus muss. Top!

Nach ein paar Zeitungsartikeln und einem Umstieg in München treffen wir pünktlich um 17 Uhr in Salzburg ein. Gut das wir schon kurz-kurz (Hemd/Hose) bekleidet waren, denn dort herrschten die angekündigten 28 Grad.

Im Yoho Hostel eingecheckt teilten wir uns das Zimmer mit zwei Taiwanesinnen. Sie machten einen sehr freundlichen Eindruck und verhalteten sich so rücksichtsvoll wie man es sich in einem Mehrbettzimmer wünscht.

Wir gingen noch auf eine Kugel Eis durch den Schloßgarten und schlenderten wie unzählige andere Touristen bei den angenehmen Temperaturen durch die Stadt. Aufgrund der anstehenden Mammutetappe ging es früh ins Bett.

Kurz nach 5 Uhr klingelte unser Wecker. Diesen im nu ausgeschaltet schlichen wir mit unseren vorgepackten Sachen ins Badezimmer um uns frisch zu machen. Vor die Tür getreten atmeten wir frische Luft unter blauem Himmel. Das wird ein herrlicher Tag denken wir uns und kehrten noch eben beim Bahnhof ein, da dort der einzige Bäcker war, der um diese Uhrzeit schon geöffnet hatte.

Die Straße von Salzburg 
Grob haben wir uns auf einem Stadtplan am Vorabend schon mal die Route raus aus Salzburg bis nach Glanegg angesehen und während die Stadt noch schlief, ließen wir die Stadt hinter uns. Wir gingen auf einer herrlichen Allee auf Glanegg zu, die so gerade ist, dass man meinen könnte man hätte sie mit einem Lineal gezogen. Voraus türmte sich das Geiereck am Untersberg vor uns auf und am ersten Wegweiser konnten wir uns zwischen Doppler- und Reitsteig entscheiden. Wir nahmen letzteres, da es auf der kürzeren Route zum Zeppezauerhaus liegen sollte und bekamen bereits auf den ersten Metern ein Gefühl dafür was uns die kommenden Tage blühen wird. Es ging ziemlich steil aufwärts, manchmal schmal, manchmal steinig aber im ersten Teil vor allem durch bewaldetes Gebiet, was uns von der aufsteigenden Sonne schützte.

Es war gerade mal 8 Uhr und uns kamen schon Wanderer und Läufer von oben entgegen. Die müssen sehr früh gestartet sein oder aber die Seilbahn benutzt haben. Gegen Mittag erreichten wir das Zeppezauerhaus, was wie angekündigt geschlossen hatte und bei dem ein oder anderem zu entsetztem Gesichtsausdruck führte. Im Prinzip wäre unsere Tour nun zu Ende und wir könnten unsere T-Shirts zum trocknen in die Sonne hängen. Stattdessen lassen wir den Salzburger Hochthron zu unseren Rechten liegen und laufen einen nicht unerheblichen Umweg über die Mittagsscharte.

Die Ausschilderung ist hierbei nicht ganz unschuldig und als wir feststellten, dass wir falsch gelaufen sind, haben wir schon soviel Höhenmeter negativ gemacht, das zurück gehen keine Option mehr war. Die Aussichten die wir zwischendrin genießen sind traumhaft, dennoch sind wir die meiste Zeit damit beschäftigt uns nicht die Haxen zu demolieren. Das super Wetter hält unsere Laune oben, führte aber auch dazu das wir dauerhaft durchgeschwitzt waren.

Auf dem Weg zum Stöhrhaus 
Vermehrt geht es über Schneefelder und wir sind froh das der Weg von Zeit zu Zeit mit roten Flecken an Steinen markiert ist. Wenn wir gerade mal wieder dachten "Das soll der Weg sein?" kam uns ein Läufer Oberkörper frei entgegen und sprang wie ein Steinbock an uns vorbei. Uns fehlte scheinbar nur die Erfahrung.

Als wir ein Gipfelkreuz sehen, ist es das vom Berchtesgadener Hochthron. Direkt rechts davon und etwas tiefer lag auf 1894m das Stöhrhaus und nur noch ein Schneefeld davon entfernt, standen wir etwas ratlos davor. Eine Passage erscheint uns zu schmal und absturzgefärdet und die andere führte geradewegs über das Schneefeld. Die Schneefelder sind uns vor allem deshalb unheimlich, weil die Vorstellung darauf einzubrechen und dann unter Eismassen begraben zu werden nicht sonderlich angenehm ist. Der Schnee ist die vergangenen Wochen schon weit zurück geschmolzen, nur ob seitlich oder auch unter den Feldern sah man mit bloßem Auge nicht.

Ein Wanderer der von hinten aufläuft, kennt sich scheinbar aus (oder ist nur mutiger?) und nimmt den Weg direkt über das Schneefeld. Wir machen es nach und erreichen nach 10 Stunden und 23km das Stöhrhaus. 1900m rauf und 500m runter gehen am ersten Tag auf unser Konto und sichtlich erschlagen genießen wir bei einem Kaltgetränk und leckerem Essen die Aussicht. Die Betten im Matratzenlager sind wie schon ausgemalt sehr einfach, erfüllen aber für müde Wanderer absolut ihren Zweck und sind zudem sauber und ordentlich.

Am Stöhrhaus angekommen 
Die Generalprobe hatten wir also schon mal bestanden - alles was jetzt noch kommt, kann nur leichter werden - dachten wir.

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